Stadt und Landkreis Coburg: Interkommunale Zusammenarbeit im Bildungsmanagement
Stadt und Landkreis Coburg haben auf politischer und Verwaltungsebene im Bereich Bildung interkommunale Strukturen aufgebaut, um die Entwicklung der Bildungslandschaft im Raum Coburg gemeinsam zu gestalten. Stadt und Landkreis arbeiten, basierend auf einem gemeinsamen Bildungsverständnis, seit Jahren erfolgreich zusammen. Ziel ist es, ein flexibles Gesamtsystem aufzubauen, in dem die Bildungsqualität durch eine konsequente Vernetzung der Akteure verbessert wird. Norbert Tessmer, Oberbürgermeister der Stadt Coburg, und Michael Busch, ehemaliger Landrat des Landkreises Coburg, erklären, wie das funktioniert.
Transferagentur Bayern: Stadt und Landkreis Coburg arbeiten im Bildungsbereich bereits seit Jahren eng zusammen. Wie kam es zu der Entscheidung, einen gemeinsamen Weg in der Bildungsplanung zu beschreiten?
Norbert Tessmer: Die interkommunale Zusammenarbeit hat sich über viele Jahre und Schritt für Schritt entwickelt. Mit dem Aufkommen des Themas "Entwicklung einer kommunalen Bildungslandschaft" begann ein intensiver Austausch zwischen Stadt und Landkreis, denn es zeigten sich schnell thematische und strukturelle Überschneidungen. Bildung macht eben nicht an der Stadtgrenze halt. Dies zeigen zum Beispiel unsere Schülerinnen und Schüler, die täglich vom Landkreis in die Stadt und umgekehrt pendeln. Gleiches gilt übrigens für den Bereich der Erwachsenenbildung. Für uns war klar, dass wir die Bedürfnisse derjenigen, die Bildungsangebote nutzen wollen, in den Vordergrund stellen müssen, und zwar über kommunale Grenzen hinaus.
Wie konnte sich Ihre Zusammenarbeit auf diesem Gebiet festigen?
Michael Busch: Voraussetzung für einen solchen Prozess ist natürlich immer die Bereitschaft der Verwaltungsspitzen, auf diesem Gebiet zusammenzuarbeiten. Da dies bei uns der Fall war, konnten wir uns im Rahmen der Initiative Bildungsregion Bayern des Bayerischen Kulturministeriums gemeinsam dem Zertifizierungsprozess als Bildungsregion Coburg unterziehen. Schon vor dem Erhalt des Siegels "Bildungsregion Coburg" in 2014 haben sich die Vorzüge unseres gemeinsamen Weges gezeigt. Viele Agierende aus dem Bildungsbereich empfanden es als hilfreich, mit Stadt und Landkreis gleichzeitig in den Austausch zu gehen. Dies spart Zeit und führt schneller zum Ziel.
Michael Busch: "In wenigen Worten möchte ich die Vorteile so zusammenfassen: Interkommunale Zusammenarbeit bietet die Chance auf neue Perspektiven. Und nur die Betrachtung dieser Perspektiven ermöglicht es, gemeinsam neue und erfolgreiche Ideen hervorzubringen."
Norbert Tessmer: Wichtig ist es, die Zusammenarbeit als dauerhaften und sich verändernden Prozess anzunehmen und entsprechend flexibel zu reagieren. Dies kann nur gelingen, wenn auf allen Ebenen – auf der politischen Ebene, der Verwaltungsleitung und der operativen Ebene – die Bereitschaft zur Zusammenarbeit gelebt wird.
Und wie arbeiten Sie heute zusammen? Wie führen Sie Entscheidungen her, die den Bildungsbereich betreffen?
Tessmer: Nach dem Erhalt der Auszeichnung "Bildungsregion Coburg" wurde konsequent an der weiteren Umsetzung gearbeitet, um diesem Titel auch in Zukunft gerecht zu werden. Ein Umsetzungskonzept, das sowohl die interkommunale Zusammenarbeit als auch die Bearbeitung von Themen beinhaltet, die unsere Region bewegen, wurde entwickelt. Die Handlungsfelder einer Bildungsregion sind unerschöpflich, wenn man an ein Lernen entlang des Lebenslaufes denkt. Hier waren wir uns schnell einig, dass nur eine Themenfokussierung Fortschritte für unsere Region erzielen kann.
Busch: Darüber hinaus haben wir ein gemeinsames politisches Gremium – unseren Bildungsbeirat – aufgebaut, um der Zusammenarbeit auf politischer Ebene eine Form und ein entsprechendes Gewicht zu geben. Der Bildungsbeirat besteht aus sechs Kreis- und sechs Stadträten sowie Verwaltungsmitarbeitenden aus den Jugendämtern und den Bildungsbüros. Den Vorsitz teilen wir uns im Zweijahresrhythmus, sodass die Zuständigkeiten für Sitzungsvorbereitung, Pressetermine etc. klar geregelt sind. Die konkrete operative Arbeit liegt selbstverständlich bei den Bildungsbüros der Stadt und des Landkreises. Hier findet pro Woche ein gemeinsamer "Bürotag" statt, an dem die Mitarbeitenden die gemeinsamen Projekte bearbeiten.
Tessmer: Diese enge Verzahnung der beiden Bildungsbüros war schlussendlich auch die Ausgangsbasis für das Projekt "Bildung integriert". Viele Daten werden nur gemeinsam für Stadt und Landkreis erhoben, sodass ein gemeinsamer Bildungsbericht der Bildungsregion natürlich nahe liegt. Wir haben uns daher entschieden, im Bereich des Bildungsmonitorings sowohl in der Stadt als auch im Landkreis die gleiche Mitarbeiterin einzustellen. Organisatorisch stellt uns dies vor keine großen Herausforderungen, denn die Mitarbeiterin arbeitet an jeweils zwei festgelegten Tagen im Bildungsbüro der Stadt und an zwei Tagen im Bildungsbüro des Landkreises. Ein Tag wird im Wechsel flexibel je nach Bedürfnis angepasst.
Es gibt sicher Kommunen, die über eine intensivere interkommunale Zusammenarbeit nachdenken. Wie würden Sie die Vorteile beschreiben, die aus der Zusammenarbeit entstanden sind? Und welche Elemente der Zusammenarbeit würden Sie als besonders wichtig erachten?
Busch: Ich denke, dass sich die meisten Vorteile für die Akteure unserer Bildungsregion ergeben, denn diese profitieren von den gemeinsamen Strukturen in der täglichen Arbeit. Da Stadt und Landkreis gemeinsam im Bereich Bildung agieren und immer gemeinsam auftreten, erreichen Informationen schneller die richtigen Stellen. Durch die Arbeit in Schwerpunktthemen ist es uns gelungen – auch mit Unterstützung des Bildungsmonitorings – Netzwerke zielgerichtet zusammenzuführen und Problemstellungen konsequenter und nutzenorientierter zu verfolgen. In wenigen Worten möchte ich die Vorteile so zusammenfassen: Interkommunale Zusammenarbeit bietet die Chance auf neue Perspektiven. Und nur die Betrachtung dieser Perspektiven ermöglicht es, gemeinsam neue und erfolgreiche Ideen hervorzubringen.
Tessmer: Eine interkommunale Zusammenarbeit mit Strukturen, wie wir sie in der Bildungsregion Coburg aufgebaut und verstetigt haben, unterliegt Wandlungen. Wichtig ist es, die Zusammenarbeit als dauerhaften und sich verändernden Prozess anzunehmen und entsprechend flexibel zu reagieren. Dies kann nur gelingen, wenn auf allen Ebenen – auf der politischen Ebene, der Verwaltungsleitung und der operativen Ebene – die Bereitschaft zur Zusammenarbeit gelebt wird. "Über die Grenzen gehen" – das Motto unserer Bildungsregion – sagt eigentlich das Wesentliche aus: Beide Seiten müssen aufeinander zugehen und die Bedürfnisse der Region in den Vordergrund rücken – auch wenn dies bedeutet, ungewöhnliche Wege einzuschlagen.
Fotos: Stadt und Landkreis Coburg