Neue Chancen und Herausforderungen für die kommunale Bildungsarbeit durch Corona
Bedingt durch die anhaltende Corona-Pandemie und der damit einhergehenden veränderten Rahmenbedingungen stehen die Kommunen seit einigen Monaten vor der Herausforderung, ihre Arbeit im Bildungsmanagement, Bildungsmonitoring und der Kommunalen Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte anders oder gar neu zu gestalten.
Über die Strukturen, die im Zuge des datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements eingerichtet wurden, konnten schnell und den lokalen Bedürfnissen entsprechend neue Projekte und Maßnahmen angestoßen, aber auch bestehende Konzepte an die neue Situation angepasst werden. Einen Einblick in die Praxis vor Ort geben nachfolgende Beispiele:
Umfrage im Landkreis Dachau: Wie läuft‘s im Lockdown – digital und emotional?
Besonders Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern und Lehrpersonal wurden aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie vor neue Herausforderungen gestellt. Um mehr über die daraus resultierenden Problemlagen und Bedarfe vor Ort zu erfahren, führte die Bildungsmanagerin Ende April 2020 Interviews mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu ihren veränderten Lebensumständen und neuen Lernbedingungen durch. 65 Bürgerinnen und Bürger zwischen neun und 75 Jahren wurden befragt. Die Bildungsverantwortlichen des Landkreises konnten somit wichtige Erkenntnisse über die Bedarfe vor Ort und somit auch für die Arbeit des Bildungsmanagements gewinnen. So zeigten sich unter anderem deutliche Unterschiede in der IT-Ausstattung und Medienkompetenz in den befragten Familien und eine starke Belastung der Mütter durch die Herausforderung Kinderbetreuung, Distanzunterricht und Homeoffice zu vereinbaren.
Die Bildungsmanagerin stellte im Rahmen eines interfraktionellen Treffens der Kreisrätinnen und Kreisräte erste Erkenntnisse aus der Befragung vor. Die Ergebnisse der Interviews sollen der Fachöffentlichkeit außerdem auf der nächsten Bildungskonferenz präsentiert und gemeinsam diskutiert werden. Ziel ist es, auf Basis der Interviewergebnisse gemeinsam Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, um den aktuellen Bedarfen der Bürgerinnen und Bürger zu begegnen. Ein erster Erfolg wurde dabei bereits erzielt: Die Bavarian International School, welche im Jahr 2002 ein Pandemie-Konzept auf den Weg brachte, konnte für einen Austausch mit den Bildungsakteuren ebenso gewonnen werden wie der Leiter des Medienzentrums Dachau, der eine Open-Source-Onlinekonferenz-Lösung im Landkreis ausrollte, um die Erfahrungen hinsichtlich des digitalen Lehrens, Lernens und Kommunizierens weiterzugeben.
Weitere Informationen:
Landratsamt Dachau: Der Spagat zwischen Beziehung und Bezahlung: Wie läuft‘s im Lockdown – digital und emotional? (15.05.2020)
Ansprechperson:
Catrin Müller (Bildungsmanagement), Landkreis Dachau
Fotos: Landkreis Dachau
Landkreis Ravensburg: Bildungsbüro initiiert Mathematik-Erklärvideos zur Unterstützung des Fernunterrichts
Die Schulschließungen während der Corona-Pandemie stellten viele Eltern sowie Schülerinnen und Schüler vor die Herausforderung, den Unterrichtsstoff nun zu Hause im Fernunterricht zu lernen.
Um Schülerinnen und Schüler vor Ort zu unterstützen, initiierte das Bildungsbüro des Landkreises Ravensburg Mathematik-Erklärvideos, die dabei helfen sollen, den Unterrichtsstoff zu wiederholen oder nochmals zu verinnerlichen. Die fachliche Umsetzung und Produktion der Videos erfolgt dabei in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule und dem Kreismedienzentrum, das Bildungsbüro übernimmt die Vernetzung der Kooperationspartner dieses Projekts.
Die entstandenen Lernmaterialien sollen den Schulen und der Schülerschaft über die SESAM Mediathek des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt werden und damit die bestehende inhaltliche Angebotslücke schließen.
Ansprechperson:
Ludger Baum (Leitung Bildungsbüro), Landkreis Ravensburg
Fotos: Bildagentur PantherMedia / James Steidl (oben), Landkreis Ravensburg
Laptopspenden im Landkreis Ostallgäu: Unterstützung von bedürftigen Schülerinnen und Schülern in Zeiten des Heimunterrichts
Durch die anhaltende Corona-Pandemie und den damit verbundenen Schulschließungen haben alle Schülerinnen und Schüler Heimunterricht. Eine entsprechende technische Ausstattung ist für Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen dabei zwingend notwendig, um an den digitalen Unterrichtsformaten kontinuierlich teilhaben zu können. Eine solche ist insbesondere bei vielen sozial schwachen Familien nicht gewährleistet und stellt den Unterricht Zuhause daher vor eine große Herausforderung. Die Schere der Bildungsgleichheit droht damit immer weiter auseinander zu klaffen.
Vor diesem Hintergrund führte das Bildungsteam des Landkreises Ostallgäu eine telefonische Abfrage bei allen weiterführenden Schulen im Landkreis zur Ist-Situation und dem Bedarf an Laptops durch. Auf Basis der Ergebnisse erarbeitete das Bildungsteam ein schlüssiges Konzept zur Aktion "Laptopspenden" und übernahm bei der Umsetzung die Gesamtkoordination. So wurden u.a. medienwirksame Spendenaufrufe gestartet, eine Kooperation mit den Helferkreisen "Corona" in den Kommunen initiiert, EDV-affine Lehrkräfte für die Aufbereitung der Geräte mobilisiert, Aufbereitungssets zusammengestellt und die landkreisweiten Laptopübergaben stets bedarfsorientiert koordiniert.
Insgesamt wurden ca. 350 Laptops von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen gespendet, welche aufbereitet und direkt einsatzfähig über die örtlichen Lehrkräfte und Sozialpädagogen an bedürftige Schülerinnen und Schüler übergeben wurden. Die erfolgreiche Aktion soll als langfristiges Angebot im Landkreis verstetigt werden. Aktuell finden Gespräche mit externen Netzwerkpartnern zur Weiterführung statt.
Weitere Informationen:
Mitteilungen auf der Homepage und Zeitungsberichte (Info zum Ostallgäuer Projekt kam außerdem bayernweit auch im Radio):
Dringend Laptops für bedürftige Schüler/innen im Ostallgäu gesucht (21.04.2020)
Mehr als 250 Laptops für bedürftige Schüler/innen gespendet – Aktion geht weiter (12.05.2020)
Ansprechpersonen:
Anja Maurus (Bildungsmanagement) und Dr. German Penzholz (Bildungsmonitoring), Landkreis Ostallgäu
Fotos: Landkreis Ostallgäu
Bildungsregion Landkreis Haßberge: Gemeinsam online – Wie die Herausforderungen durch Corona zu neuen Impulsen in digitalen Formaten geführt haben
Als sich die Auswirkungen von COVID-19 abzeichneten, stellt sich auch in der Bildungsregion Landkreis Haßberge eine Frage: Was tut man als Bildungsnetzwerk, das von Vernetzung in analogen Terminen lebt, wenn dies aktuell nicht mehr möglich ist?
"Gemeinsam aus einer besonderen Zeit lernen" – erste Schritte in digitalen Formaten
Der erste Schritt ins Digitale erfolgte Anfang Mai. Ein analog geplanter Workshop für Kita-Fachkräfte wurde in drei Online-Kita-Seminare umgebaut und eröffnete unter dem Motto „Gemeinsam aus einer besonderen Zeit lernen“ einen digitalen Austausch zu den aktuellen Corona-Herausforderungen. Obwohl es teils technische Schwierigkeiten gab, war die Resonanz der Fachkräfte überraschend gut. Es zeigte sich: viele Akteure sind offen und neugierig auf digitale Formate. Zu beobachten war eine geänderte Erwartungshaltung bei Akteuren, bei denen der Wunsch nach Austausch im Fokus steht. So wagte man Mitte Juni mit einem digitalen Fachgespräch zur Ausbildungslage in Corona-Zeiten einen weiteren Versuch. Diesmal in größerer Runde, mit externen Experten und Diskussionen in digitalen Arbeitsgruppen.
Für Ende Juli ist nun eine erste digitale Sitzung des 45-köpfigen Bildungsbeirates geplant. Auch die Steuerungsgruppe der Bildungsregion kommt mittlerweile digital zusammen. Und es war durchaus überraschend, wie effizient und gut dies funktioniert. Weitere Vorteile wurden deutlich: digitale Treffen verlangen den Teilnehmenden weniger Zeit ab, da Anfahrten wegfallen. Sie sind leichter auch kurzfristig im Alltagsgeschäft einzubauen, vor allem, wenn es sich um kurze Termine handelt. Aus diesen Erkenntnissen entstand ein neues Format: der monatliche "Digitale Check-In" der Steuerungsgruppe, bei dem in einer 30-minütigen Videokonferenz ein kurzer Sachstandsbericht von der Bildungskoordination erfolgt. Bereits nach dem zweiten Termin herrschte Einigkeit, dies auch nach Corona in Ergänzung zum analogen Sitzungsbetrieb weiterzuführen. Es verkürzt die Abstände zwischen den Sitzungen und ermöglicht insbesondere externen Akteuren mehr Partizipation und aktive Teilhabe an den oft schnellen Entwicklungen in der Projektarbeit.
"In jeder Krise liegt eine Chance"– Impulse auch nach Corona weitertragen
Corona hat den Anstoß gegeben, digitale Formate auszuprobieren. Der Erfolgsfaktor im Landkreis Haßberge? - Sich schrittweise vortasten. Rückblickend zeigte sich, dass damit auch Impulse für "alte" Probleme gefunden wurden.
Um diesen Weg mit vielen Bildungsakteuren weiter zu gehen, gibt es seit Anfang Juli ein neues Angebot in Zusammenarbeit mit dem Kreismedienzentrum: unter dem Titel "Gemeinsam online" bieten sie allen Bildungseinrichtungen Unterstützung bei der Durchführung von digitalen Formaten an. Dafür werden zwei virtuelle Konferenzräume kostenfrei zur Verfügung gestellt und Schulungen zu deren Nutzung angeboten. "Hier geht es nicht nur um Lösungen in der Corona-Zeit, sondern um das Ziel, nachhaltig Digitalisierungsbemühungen zu unterstützen", so Landrat Wilhelm Schneider.
Weitere Informationen:
Bildungsregion Landkreis Haßberge
Ansprechperson:
Anja Güll (Bildungskoordination), Landkreis Haßberge