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Fachkräftesicherung: Mit innovativen Ideen MINT-Bildung fördern

Initiativen für Fachkräftesicherung werden für viele Kommunen, v.a. in den Landkreisen, im nordbayerischen Raum immer bedeutsamer. Ländliche Regionen sind davon sogar noch stärker betroffen, da sie die Folgen des demografischen Wandels besonders zu spüren bekommen. Es gilt dabei auf zwei Entwicklungen zu reagieren, zum einen auf einen quantitativen Fachkräftemangel und andererseits auf veränderte Qualifikationsbedarfe, die sich aus der (digitalen) Transformation der Wirtschaft ergeben. Diesen skizzierten Entwicklungen gilt es daher umso mehr mit Investitionen in Bildung, von der frühkindlichen Bildung bis zur beruflichen Weiterbildung, entgegenzuwirken.

Bundesweite Datenerhebungen zu MINT-Fachkräften weisen auf eine größer werdende Fachkräftelücke im Bereich der MINT-Berufe hin. Um diesen Fachkräftebedarf nachhaltig zu begegnen, wird meist früh in der Bildungsbiografie angesetzt, um insbesondere die Begeisterung bei Kindern und Jugendlichen für Mathematik, Naturwissenschaft, Informatik und Technik (MINT) zu wecken. In den letzten Jahren sind daher viele Initiativen und Projekte im sogenannten MINT-Bereich entstanden. Aktuell fördert auch das BMBF entsprechende regionale Cluster für die MINT-Bildung von Kindern und Jugendlichen.

Zwei Beispiele aus Landkreisen in Nordbayern verdeutlichen, wie kommunales Bildungsmanagement die MINT-Bildung durch Kooperation oder auch analog-digitales vernetztes Denken befördern kann.

Landkreis Aschaffenburg: Mit digital-analogen Bildungslandschaften MINTeresse wecken

Die Region Bayerischer Untermain ist stark industriell geprägt und die ansässigen Unternehmen haben einen spezifischen Fachkräftebedarf an mathematisch-technischem bzw. naturwissenschaftlichem Nachwuchs. Von Beginn an ist MINT (Mathematik-Informatik-Naturwissenschaft-Technik) ein Thema in der Bildungsregion Landkreis Aschaffenburg, beispielsweise durch den regelmäßigen Austausch mit dem MINT-Netzwerk Bayerischer Untermain.

In der Lenkungsgruppensitzung der Bildungsregion im Jahr 2020 wurde daher entschieden, die MINT-Nachwuchsförderung weiter in den Fokus zu rücken.

Einen Einblick in die Vielfalt des MINT-Bereiches geben und Möglichkeiten aufzeigen, die Welt, insbesondere in der Region, spielerisch erkunden – diese Zielsetzung verfolgt die Bildungsregion im Rahmen des MINT-Schwerpunktthemas.

Transparenz in der Bildungslandschaft: Schulische und außerschulische MINT-Angebote sichtbar machen

Die daraus entstandene Broschüre "Wir wecken Dein MINTeresse!" wurde im Februar 2023 veröffentlicht. Sie soll Neugierde wecken und bereits gewonnenes Interesse an Themen aus dem MINT-Bereich weiter fördern. Gleichzeitig schafft sie Transparenz in der Bildungslandschaft und zielt darauf ab, sich für die MINT-Nachwuchsförderung in unserer industriell geprägten Region einzusetzen.

Der Blick auf MINT-Angebote wie in Kitas oder Schulen und sonstigen Bildungsinstitutionen im Landkreis Aschaffenburg bietet eine Orientierungshilfe für Schülerinnen, Schüler und Eltern.

Doch auch im außerschulischen Bereich gibt es eine Menge zu entdecken. Der Landkreis und dessen näheres Umland verfügen über eine Vielzahl an spannenden Freizeitmöglichkeiten im MINT-Bereich. So können Lerninhalte für alle durch Spiel und Spaß ausgekundschaftet und gefördert werden. Die Tipps zur Freizeitgestaltung erstrecken sich von Vorschlägen für Unternehmungen, Buch- und Zeitschriftenempfehlungen bis hin zu Experimenten für Zuhause.

Vorschläge und Empfehlungen digitaler Programmierspiele, YouTube-Lernvideos, Podcasts und Instagram-Kanäle ergänzen die MINT-Freizeitideen.

Die dargestellten Inhalte bilden eine digital analog vernetzte Bildungslandschaft im MINT-Bereich ab und sollen damit zu einer Verbesserung des Zugangs zu Bildungsangeboten im MINT-Bereich beitragen.

Mit analog-digitalem Kommunikationskonzept alle Zielgruppen erreichen

Die aufgeführten Angebote richten sich an Kinder, Jugendliche und Familien und können zum Teil alleine, zum Teil in der Gruppe entdeckt werden. Um die Broschüre zeitgemäß zu verteilen und dennoch der digitalen Informationsflut entgegenzuwirken, fiel die Entscheidung der Verbreitung – ebenso wie die Broschüren-Inhalte – auf eine Kombination aus digitaler und analoger Version. Durch QR-Codes zu jedem Inhalt kann selbst beim Lesen der analogen Broschüre mit dem Smartphone schnell der hinterlegte Link gescannt werden, um auf die jeweilige Website oder Plattform zu gelangen.

Ausgelegt wurde die gedruckte Fassung in Kitas, Schulen, Bibliotheken und MINT-Bildungsinstitutionen im Landkreis, in Kinder- und Allgemeinarztpraxen sowie in den Familienstützpunkten. Damit sollten neben den Kindern und Jugendlichen auch deren Eltern, Großeltern oder andere Bildungsakteurinnen und -akteure auf die Broschüre aufmerksam werden und zum Forschen und Entdecken animieren.

Beworben wurde die MINT-Broschüre sowohl über die Social-Media-Kanäle des Landratsamtes als auch über das Familienmagazin „Buntspecht“, das unter anderem über aktuelle Themen aus dem Landratsamt berichtet und mehrmals pro Jahr an alle Haushalte im Landkreis verteilt wird.

Leseförderung im MINT-Bereich

Um das Interesse im MINT-Bereich zu fördern, arbeitet die Bildungsregion eng mit der Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement im Bereich der Leseförderung zusammen. Neben einem MINT-Lesepatenworkshop, wurde auch das Projekt "MINT-Bücherturm" – ein Kooperationsprojekt der Bildungsregion, der Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement sowie dem Fraunhofer IWKS – entwickelt. Dabei handelt es sich um einen landkreisweiten Lesewettbewerb für Kitas, Schulen und Bibliotheken im MINT-Bereich. Gemessen werden dabei die Buchrücken der Bücher und E-Books, um in der Gruppe gemeinsam einen „MINT-Bücherturm“ zu erlesen. Pandemiebedingt wurde der Lesewettbewerb ausgesetzt und wird voraussichtlich 2024 starten.

"Medienpädagogischer Ratgeber": Vorteile und Chancen der digitalen Welt nutzen und gleichzeitig vor deren Gefahren geschützt sein

Kinder und Jugendliche wachsen ganz selbstverständlich mit digitalen Medien auf. Digitale Kompetenz ist im Zeitalter mobiler Endgeräte und grenzenloser Internetangebote unverzichtbar geworden. Der "Medienpädagogische Ratgeber" für Familien wurde von Felix Behl, Berater für digitale Bildung an den staatlichen Schulämtern Aschaffenburg und Miltenberg, zusammengestellt. Er dient als wirkungsvolles Werkzeug und gibt Eltern Tipps wie sie ihr Kind unterstützen können, sich sinnvoll und sicher in der digitalen Welt zu bewegen.

Kostenlose MINT-Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche anbieten

Das seit 2021 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Bildungsprojekt MINTbayU (MINT am Bayerischen Untermain) richtet sich an Kinder zwischen zehn und 16 Jahren. Das Kooperationsprojekt der MINT-Region Bayerischer Untermain, der Technischen Hochschule Aschaffenburg und des Walter Reis Instituts bietet kostenlose Freizeitangebote im MINT-Bereich an. MINTbayU zeigt, wo überall MINT im Alltag steckt und was alles Spannendes damit gemacht werden kann.

Weitere Informationen:


Text: Sina Fenderl, Kommunale Bildungs- und Sozialkoordination, Bildungsregion, Landkreis Aschaffenburg

Landkreis Neustadt an der Waldnaab: Mit dem Aufbau eines MINT-Netzwerkes Synergien und Kooperationen im Landkreises vorantreiben

Seit 2018 gibt es ein Bildungsteam im Landkreises Neustadt an der Waldnaab (NEW) – ein wichtiges Schwerpunktthema ist die Fachkräftesicherung. Denn der Fachkräftemangel vor Ort stellt sich seit einigen Jahren dramatisch dar: Im Ausbildungsjahr 2021/22 gab es im Landkreis 880 Berufsausbildungsstellen, 479 davon blieben unbesetzt. Besonders stark betroffen ist das verarbeitende Gewerbe, insbesondere die Metall-, Elektro- und Stahlindustrie, und damit der wichtigste Wirtschaftssektor im Landkreis.

Landrat Andreas Meier:
„Wir wollen Bildung im Bereich MINT und Digitalisierung im Landkreis voranbringen. Denn hier sind viele Unternehmen angesiedelt, die Fachkräfte aus MINT-Berufen suchen und zunehmend im Bereich der digitalen Dienstleistungen Fuß fassen. Um die individuellen Kompetenzen zu fördern und damit auch die Fachkräftesicherung nachhaltig zu gestalten, sollte möglichst früh in der Bildungsbiografie angesetzt und die Begeisterung für MINT geweckt werden. Dazu bedarf es Grundlagenarbeit. Das Bildungsteam des Landkreises setzt sich deshalb schon seit einigen Jahren vertieft mit dem Thema MINT auseinander.“

Interkommunale Bildungskonferenz: Auftakt führt zu kontinuierlicher Vernetzung

Vor diesem Hintergrund fand im Herbst 2020 zusammen mit der kreisfreien Stadt Weiden i.d.Opf. die erste interkommunale Bildungskonferenz zum Thema MINT statt. Aufgrund der damaligen Pandemiesituation wurden alle Elemente der Konferenz ausschließlich online angeboten und auf mehrere Tage verteilt. Der November 2020 wurde zum MINT-Monat: Nach dem Kick-off folgten vier weitere Foren-Termine zu unterschiedlichen MINT-Themen (MINT und Mädchen, MINT und Forschen, MINT und Nachhaltigkeit sowie MINT und Medienkompetenz). Die Bildungskonferenz fand regen Zuspruch und bildete den Ausgangspunkt, ein MINT-Netzwerk in der Region zu etablieren, um einen kontinuierlichen und koordinierten Austausch zwischen den Akteuren zu ermöglichen.

MINT-Netzwerk: Kooperation und Projektentwicklung stehen im Fokus

Auf eine Interessensabfrage des Bildungsteams für ein solches Netzwerk meldeten sich ca. 40 Akteure aus den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Politik und Verwaltung im Landkreis und in der Stadt Weiden i.d.Opf. Am Auftaktworkshop im November 2021 und den anschließenden Netzwerktreffen nahmen jeweils ca. 25 Personen teil. Idee des Netzwerks ist es, Synergien zwischen verschiedenen Bildungsakteuren zu schaffen:

  • Der gemeinsame Austausch, um Kooperationen zu fördern und Synergien zu schaffen, ist Wesenskern der Initiative. Es geht darum Vertrauen aufzubauen, Erfahrungen (gute wie schlechte) und Ressourcen zu teilen, Ideen (weiter) zu entwickeln sowie Strategien und Angebote abzustimmen.
  • Neben der Vernetzung der verschiedenen MINT-Akteure dient das Netzwerk auch der Erarbeitung konkreter Projekte im Bereich MINT. Ideen dazu sehen u.a. die Schaffung von MINT-Werkstätten vor. Der Landkreis konnte dafür bereits Fördermittel akquirieren.
  • Die Netzwerkarbeit soll künftig auch zeit- und ortsunabhängig über eine digitale Austauschplattform möglich sein, auch diese Idee wird im Netzwerk vorangetrieben.

Bildungsmonitoring: Gute Praxis entlang des lebenslangen Lernens sichtbar machen

Die Sichtbarmachung und Verbreitung guter Praxisbeispiele ist dem Netzwerk ebenfalls ein Anliegen. Aufgegriffen wurde dies in dem jüngst erschienenen Bericht "So geht MINT-Bildung" (2023) des Landkreises, der vom Bildungsmonitoring erstellt wurde. Auf 28 Seiten finden sich dort gute Praxisbeispiele aus regionalen Bildungseinrichtungen entlang des lebenslangen Lernens, von der Kita bis zur Erwachsenenbildung. Thematisch sind die Projekte breit gefächert, von den Schwerpunkten Medienbildung in der Kita über Natur- und Umwelt-Themen bis hin zu Robotik und Projekten der Mädchenförderung und Berufsorientierung. Die Beispiele wurden so aufbereitet, dass andere Bildungseinrichtungen diese adaptieren und selbst umsetzen können. Die Broschüre richtet sich an Einrichtungen aus allen Bildungsbereichen sowie an Interessierte aus der Bevölkerung, der Politik und Verwaltung.

MINT-Management: Institutionalisierung des MINT-Netzwerkes schreitet voran

Dem Bildungsteam des Landkreises NEW war es von Anfang an ein Anliegen, die ressourcenaufwändige Arbeit an dem MINT-Netzwerk künftig verstärkt an anderer Stelle zu institutionalisieren. Inzwischen gibt es hier einen wichtigen Erfolg: Im Rahmen der bayerischen Regionalmanagement-Förderung konnte ab Mitte 2023 eine Stelle für ein MINT-Management eingeworben werden. Die Stelle ist Teil des Sachgebietes Kreisentwicklung, Wirtschaftsförderung und Naturpark und an das dortige Regionalmanagement angebunden mit enger Zusammenarbeit mit dem Bildungsteam sowie der Stadt Weiden i.d.Opf.

Weitere Informationen:


Text: Bildungsteam des Landkreis Neustadt an der Waldnaab