Mit einer Umweltstation BNE-Angebote schaffen - der Weg über ein partizipatives BNE-Konzept und eines regionalen BNE-Netzwerkes
Anlass und Prozess zur Erstellung eines BNE-Konzepts im Landkreis Kitzingen (2016/17)
Auslöser für die Erstellung eines BNE-Konzepts für den Landkreis Kitzingen war das Bestreben, im Landkreis eine eigene Umweltstation zu errichten. Damit leistet der Landkreis seinen Beitrag zu der bayerischen Nachhaltigkeitsstrategie. In dieser ist unter anderem der flächendeckende Ausbau von Umweltstationen festgelegt, der allen Einwohnerinnen und Einwohnern BNE-Angebote in Zukunft wohnortnah zugänglich machen soll. Bei der Beschäftigung mit dem Thema Umweltbildung und der neueren Entwicklung hin zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) war schnell klar, dass der Landkreis keine klassische Umweltbildungseinrichtung anstreben würde, sondern angesichts der aktuellen globalen, wie regionalen Herausforderungen den breiteren BNE-Ansatz in den Fokus nimmt.
Eine verwaltungsinterne Steuerungsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Umweltbereich, der Regionalentwicklung sowie der Pressestelle bereitete die Vergabe eines Auftrags zur Konzepterstellung vor und stellte hierfür auch einen Förderantrag beim europäischen LEADER-Programm. Eine externe Konzepterstellung war unter anderem erforderlich, weil innerhalb des Landratsamts zu diesem Zeitpunkt kein Bildungsbüro o. Ä. angesiedelt war, das für diese konzeptionellen Arbeiten die nötige Expertise und Ressourcen gehabt hätte.
Kurzbeschreibung des BNE-Konzepts
Das BNE-Konzept für den Landkreis Kitzingen wurde in einem partizipativen Prozess mit vielen regionalen Akteurinnen und Akteuren gemeinsam erarbeitet. So flossen beispielsweise in die Bestandsaufnahme auch die Antworten aus insgesamt 24 Interviews mit verschiedenen Institutionen ein. Darüber hinaus brachten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Verbänden und Bildungseinrichtungen ihre Ideen und Anregungen in einer großen Leitbildkonferenz sowie im Rahmen einer Maßnahmen-Werkstatt ein.
Auf der Basis dieser Bestandsaufnahme, der ermittelten Entwicklungspotenziale und des Leitbilds wurde ein Handlungsprogramm entwickelt, das Schwerpunkte mit starken Bezügen zu regionalen Lebenswelterfahrungen (zunehmende Trockenheit; Herausforderungen für die Landwirtschaft; etc.) setzt. Aufbauend auf dieser Erarbeitung beschloss der Kreistag die Einrichtung einer BNE-Koordinierungsstelle, die erste Projekte umsetzte und für den Aufbau der geplanten Umweltstation mit BNE-Schwerpunkt verantwortlich war.
Aufbau und Betrieb der Umweltstation
Die BNE-Koordinierungsstelle nahm 2018 ihre Arbeit auf und setzte von da an bis zum Jahr 2022 zahlreiche vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz geförderte BNE-Projekte im Landkreis um. Eines davon war der Kreisacker, der 2019 auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände in Kitzingen angelegt wurde und die vielfältigen Anbauflächen des Landkreises auf einer Fläche abbildet. Rund um den Kreisacker fand von 2019 bis 2022 die sehr erfolgreiche Kreisacker-Veranstaltungsreihe mit zahlreichen Bildungsangeboten zu Nachhaltigkeitsthemen statt.
Parallel zu diesen Umweltbildungs- und BNE-Projekten begann die BNE-Koordinierungsstelle mit dem Aufbau eines BNE-Netzwerks im Landkreis Kitzingen. Neben Netzwerktreffen zu denen die Koordinierungsstelle einlud, wurde auch ein umfassender E-Mail-Verteiler aufgebaut und ein Newsletter initiiert, der über aktuelle BNE-Themen und -Entwicklungen informiert. Insbesondere machte die Koordinierungsstelle das Thema BNE im Landkreis bekannter und klärte über die Vorteile und das BNE-Verständnis der zukünftigen Umweltstation auf.
Im Oktober 2022 wurde die BNE-Koordinierungsstelle dann als Umweltstation Kitzinger Land staatlich anerkannt und veröffentlichte 2023 ihr erstes Jahresprogramm. Dieses spiegelt die thematischen Schwerpunkte und den Fokus auf die Zielgruppe Erwachsene, die im damaligen BNE-Konzept festgelegt wurde, wider. Die Umweltstation Kitzinger Land hat sich ein eigenes Betriebs-und Bildungskonzept gegeben, das auf den Ergebnissen des BNE-Konzepts beruht und diese in ihrem pädagogischen Leitbild noch weiter ausbaut.
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass Umweltstationen Bildungseinrichtungen sind. Ihre primäre Aufgabe ist die Vermittlung und das Angebot von BNE und Umweltbildung sowie die Netzwerkarbeit auf verschiedenen Ebenen. Diese Bildungsarbeit unterstützt und befördert unter anderem die Prozesse in der Entwicklung hin zu nachhaltigen und zukunftsfähigen Kommunen, beispielsweise indem sie durch ihre Bildungsarbeit die Gestaltungskompetenz der Teilnehmenden stärkt.
Fokus auf Vernetzungsarbeit
Die BNE-Koordinierungsstelle begann 2018 mit dem Aufbau eines BNE-Netzwerks im Landkreis Kitzingen. Inzwischen verfügt das Netzwerk auch über den Landkreis hinaus an Strahlkraft und Mitglieder, befindet sich aber weiterhin noch im Aufbau. Denn Netzwerkarbeit kann große Früchte tragen, benötigt aber auch Zeit und Ressourcen für den Aufbau und die Pflege sowie eine kontinuierliche Verständigung und Kommunikation über das gemeinsame BNE-Verständnis und die Zusammenarbeit. Dazu gehören die Öffentlichkeitsarbeit, wie Presseartikel und Newsletter, genauso wie regelmäßige Austauschtreffen und deren Dokumentation.
Das langfristige Ziel ist es, eine möglichst nicht-hierarchische Netzwerkstruktur zu etablieren. Dieser weitere Aufbau des Netzwerks fällt nun ebenfalls in den Aufgabenbereich der Umweltstation Kitzinger Land. Diese profitiert aber natürlich auch jetzt schon von den inzwischen allein über 180 Kontakten im BNE-Verteiler, beispielsweise bei der Suche von und der Zusammenarbeit mit Honorarkräften und Fachexpertinnen und -experten bei der Bildungsarbeit, bei der Suche nach Kooperationspartnern und der Entwicklung ansprechender Angebote.
Neben dem Aufbau eines eigenen regionalen BNE-Netzwerks ist die Umweltstation auch in bayernweite und deutschlandweite Netzwerke eingebunden, wie zum Beispiel dem Forum Umweltbildung Unterfranken oder der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) Bayern e.V. sowie auch im ANU Bundesverband e.V.
Ausblick
Die Umweltstation Kitzinger Land befindet sich immer noch im Aufbau und verfolgt dabei stets die große Aufgabe, BNE im Landkreis zu fördern und damit die Zukunftsfähigkeit der Region mitzugestalten und zu sichern. Die Umweltstation plant in Zukunft weitere Jahresprogramme, konzipiert neue Bildungsangebote für verschiedene Zielgruppen, baut ihre Kooperationen aus, plant neue innovative BNE-Modellprojekte in der Region und fördert und koordiniert den Aufbau eines arbeitsfähigen BNE-Netzwerks. Dabei nimmt die Umweltstation die in der BNE-Konzepterstellung aufgeschlüsselten Schwerpunktthemen in den Blick, wie den zunehmenden Wassermangel im Landkreis Kitzingen, und greift gleichzeitig auch aktuelle Entwicklungen auf.
Text: Umweltstation Kitzinger Land; Regionalmanagement Kitzinger Land