
Kooperationen von Schulen und Vereinen stärken – Mit dem Projekt Clubassistent:in Kompetenzen für’s Leben im Landkreis Roth erwerben
Um was geht es? Konzept und Einordnung ins DKBM (datenbasierte kommunale Bildungsmanagement)
„Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen werden gerade im Zuge des Ganztagesausbaus in Zukunft noch wichtiger werden“, so Lorena Fares, die sich im Bildungsbüro des Landkreises Roth mit der Ganztagsbetreuung beschäftigt. „Deshalb hoffen wir, dass sowohl die Schulen als auch Vereine Interesse daran haben, über unser Kooperationsprojekt Clubassistent:innen auszubilden.“

Clubassistent:innen sind jugendliche Helfer:innen ab 14 Jahren, die Übungsleiter:innen, Trainer:innen, Jugend- und Abteilungsleiter:innen bei ihrer Arbeit im Sportverein unterstützen. Die Ausbildung zum Clubassistenten verfolgt das Ziel, Schüler:innen frühzeitig an ehrenamtliche Tätigkeiten heranzuführen. Vereinssport ist eine Stütze des sozialen Lebens in Kommunen, bringt Menschen zusammen, schafft Erlebnisse und kann eine Chance sein, Vereine und Schulen als kommunale Akteur:innen zusammen zu bringen.

Dieses Angebot des BLSV e.V. greift das Bildungsbüro des Landkreises Roth auf und koordiniert im Sinne des DKBM die Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen im Landkreis. Dabei bringen Vereine ihre praxisnahe Expertise und lokale Netzwerke ein, während Schulen als zentrale Bildungsakteure systematisch auf individuelle Förderbedarfe und Kompetenzentwicklung eingehen können. Diese Kooperation ermöglicht eine ganzheitliche Bildungsförderung, die über den klassischen Sportunterricht hinausgeht und zukunftsweisende Ansätze für die soziale und kulturelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen schafft.
Wie läuft/ lief es konkret ab? Umsetzung und Ausgestaltung
Im Rahmen von 32 Unterrichtseinheiten werden die Clubassistent:innen ausgebildet. Die Einheiten können als Blockveranstaltung in eine Projektwoche, in ein Ferienprogramm oder ein Ganztagsangebot an Schulen integriert werden. Auch Mischformen mit wöchentlichen Anteilen und Blockveranstaltungen sind denkbar. Trainer:innen aus den Vereinen kommen in die Schulen und bilden Schüler:innen aus, die dann im schulischen oder außerschulischen Kontext als Clubassistent:in bei Sport- und Bewegungsstunden, bei Freizeitaktivitäten, Ferienfreizeiten, aber auch kulturellen Aktivitäten und Wettkämpfen unterstützen können. Hier profitieren die Schüler:innen, die Schulen und Vereine gleichermaßen. Das Programm wird von der Bayerischen Sportjugend im BLSV e.V. unterstützt.
Konzeptionelle Schritte für das Bildungsbüro
Für eine erfolgreiche Umsetzung durch das Bildungsbüro sollten folgende konzeptionelle Maßnahmen unternommen werden. Sie helfen dabei die Zusammenarbeit mit Vereinen und Schulen zielgerichtet und ressourcenschonend zu planen und zu koordinieren und so den Erfolg des Projekts langfristig zu sichern.
- Gegebenheiten vor Ort analysieren
- Für welche Vereine ist das interessant?
- Wo gibt es konkrete Ansprechpartner:innen?
- Welche Schule kann als erste „Modellschule“ gelten?
- Gab es schon frühere Kontakte zu Schulvertreter:innen?
- Wie könnte ein idealer Ablauf aussehen?
- Welche Netzwerke/ Kontakte können als Sprachrohr genutzt werden? Z.B. Regionalentwicklung, Schulentwicklung, strategische Netzwerke
- Klare Kommunikationskanäle definieren – Wann kommuniziere ich was an wen?
- Welche schulischen Arbeitskreise gibt es in der Kommune?
- Wo werden alle Schulleitungen informiert, über welchen Kanal (z.B. Schulleiterdienstbesprechungen)?
- Welche Medien braucht es, welche Informationsfrequenz, um die Zielgruppe zu erreichen?
- Gibt es im Bereich Sport schon Netzwerke, Ansprechpartner:innen?
- Wer könnte Testimonial - eine interessante Person im Landkreis- sein?
- Analog-digitale Elemente in die Kommunikation einbauen
- Social Media Kanäle nutzen, um Schüler:innen zu informieren
- Bildungsportal – soweit vorhanden – mit Informationen und Angeboten bestücken
- Beispiele aus anderen Kommunen aufbereiten
- Benefits zuordnen, z.B. Veranstaltung, Ehrung von Engagement, Ausflüge, Beiträge
- Zuständige Person/en in Organisationen identifizieren
- Z.B. Fachschaft Sport an Schulen, Schüler:innen mit Vertretung (SMV), Ehrenamtsstelle in der Kommune, Ausbilder:innen in Vereinen und beim BLSV
- Kooperation organisieren und moderieren
- Räume und Möglichkeiten für Abstimmungsgespräche von Schulvertreter:innen, Vereinsvertreter:innen und BLSV-Vertreter:innen schaffen
- Kooperation ergebnisorientiert moderieren
- Angebote für Öffentlichkeitsarbeit machen
- Konkretes Vorgehen, Benefits und Aufgaben herausarbeiten
- Erste Schritte zur Zusammenarbeit begleiten und evaluieren
- Umsetzung via Öffentlichkeitsarbeitsmedien unterstützen
- Lessons Learned herausarbeiten und Konzepte überarbeiten
- Interviews mit Beteiligten führen

„Wir hatten das Glück, dass 2024 der TV Hip aus Hilpoltstein auf uns zugekommen ist, mit der Bitte die Kooperationen mit Schulen anzuregen und zu moderieren, da die Ausbildung zum Clubassistenten zwar möglich ist, doch dies bislang nur sehr wenige Jugendliche in Anspruch nehmen. Das Angebot, die Ausbildung während der Schulzeit zu machen, wäre hier natürlich eine Win-Win-Situation. Damit können wir auf unsere Schulkontakte aufbauen und ein neues Angebot entwickeln.“
Christine Waitz, Bildungskoordinatorin im Landkreis Roth
Welchen Nutzen/ Vorteile gibt es für Bildungsbüros? Mehrwerte im Sinne des DKBM
- Lebendige und sehr praxisnahe Kooperation von Schulen und Vereinen.
- Kompetenzerwerb und mögliche Förderbedarfe von Schüler:innen gezielt durch außerschulische Angebote im Schulalltag fördern.
- Zusammenarbeit engagierter Akteur:innen und lokale Netzwerke stärken.
- Generationenübergreifendes Lernen fördern.
- Eine konkrete und sichtbare Kooperation ermöglicht, zivilgesellschaftliches Engagement sichtbar und erlebbar zu machen und damit langfristig die Gestaltung und Weiterentwicklung lokaler Bildungsprozess zu unterstützen.
- Die Kooperation trägt dazu bei, die Vielfalt an Perspektiven und Ressourcen in der Kommune zu mobilisieren, um Bildungsangebote bedarfsorientiert und inklusiv zu gestalten.
- Die Kooperation stärkt den sozialen Zusammenhalt und fördert eine gemeinsame Verantwortung für die Bildungsgerechtigkeit und -qualität vor Ort.
Was ist hilfreich bei der Umsetzung? Förderliche Bedingungen
- Die Vereine hatten ein Eigeninteresse für die Umsetzung der Kooperation.
- Das Profil des Landkreises Roth ist stark geprägt durch die überregionalen Sportveranstaltungen (z.B. Triathlon Challenge) und die damit in der Region manifestierten Vereinsstrukturen und das zivilgesellschaftliche Engagement.
- Das Bildungsbüro arbeitet sehr eng mit der Regionalentwicklung zusammen und kann hier umgreifende Strategien entwickeln.
- Es gibt Personen, die sich mit dem Thema „Sport“ und „Vereinswesen“ stark identifizieren.
„Wie so vieles ist die Arbeit mit Schulen ein langfristiger Prozess und es braucht die engagierte Person, die unsere Idee in der jeweiligen Schule umsetzt. Wichtig ist für uns: wir haben die Kontakte zu Vereinen, wir haben ein Konzept und wir haben unsere Netzwerke. Jetzt braucht es kontinuierlich Gespräche, Informationen und Veranstaltungen in Schulen.“
Christine Waitz, Bildungskoordinatorin des Landkreises Roth
Welche weiteren Aspekte sollten bei der Gestaltung von zivilgesellschaftlichen Engagement angesprochen werden?
Ehrenamtliches Engagement im schulischen Kontext bietet zahlreiche Chancen, Herausforderungen im Bildungsbereich anzugehen. Bei der Kooperation mit verschiedenen Akteuren aus zivilgesellschaftlichen Organisationen haben neben der inhaltlichen Ausrichtung auch weitere strukturelle Aspekte einen Einfluss auf eine gelungene Zusammenarbeit.
- Kann ehrenamtliches Engagement im schulischen Kontext strukturelle Probleme lösen bzw. Lücken schließen?
- Welche fachlichen und methodischen Kompetenzen bringen Ehrenamtliche – neben der Motivation – mit bzw. welche Qualifikation brauchen sie, um Bildungsarbeit leisten zu können?
- Ist das Ehrenamt für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen attraktiv? Wie kann man mehr Vielfalt (z.B. hinsichtlich Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund) im Ehrenamt fördern?
Text: Christine Waitz und Lorena Fares (Bildungsbüro Landkreis Roth), Simone Weber (REAB Bayern)
Fotos: Landratsamt Roth- Guntram Rudolph, Plakat/ Bildungsbüro Landratsamt Roth, Titelbild erstellt in canva
Logos: Landratsamt Roth, BLSV e.V., TV Hip/ Hiltpoltstein
Weitere Informationen
Landkreis Roth
- Pressemitteilung zum Programm Clubassistent
- Zusammenfassung Clubassistent: Vereine wollen mit Schulen kooperieren
- Bildungsregion
Sportverband und bayernweite Erfahrungen
- Bayerischer Landes-Sportverband e.V. online (BLSV)
Ergänzende Erfahrungsberichte aus Bayern – Beispiele - Ju-Jutsu Verband Bayern - Neue Clubassistenten für die bayerischen Vereine
- Erfolgreicher Abschluss der Club Assistenten Ausbildung in Lengenfeld - BLSV